Bikepacking mit Kindern – Vom Allgäu an den Gardasee
Mit dem Fahrrad als Familie in 10 Tagesetappen über die Alpen
Eine Alpenüberquerung hat an sich schon etwas Magisches, mit eigener Kraft zu Fuß oder mit dem Rad die Alpen überqueren. Ich (Marius) hab das schon zweimal erleben dürfen, jeweils mit dem Mountainbike gemeinsam mit Freunden auf abenteuerlichen Trails durchs Gebirge. Das Bedürfnis ein solches Erlebnis zu wiederholen ist groß, vor allem da die letzte Querung schon etwas zurückliegt. Da sich dann auch noch ein Treffen mit Freunden am Gardasee ergeben hat, kam ich auf die Idee dort mit dem Rad anzureisenund so haben wir kurzerhand eine Familien-Alpencross daraus gemacht und nehmen euch mit auf unsere Erfahrungen und die notwenigen Vorbereitungen.
Zu aller Anfang, wir sind Franzi (34), Marius (34), Leo (5) und Casper (3), lieben es draußen zu sein und uns in der Natur zu bewegen. Leo fährt unglaublich gerne Rad und nach ein paar längeren Radtouren im heimischen Allgäu waren wir uns einig, dass er es aus eigener Kraft und unserer Motivation schaffen kann, die geplante Route zu bestreiten. Casper ist bei mir Beifahrer. Ob das eigene Kind das schaffen kann, muss jeder selbst entscheiden, wir sind uns jedoch sicher, dass es für jeden machbar ist, wenn man rücksichtsvoll agiert, vielleicht auch mal die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, um Strecken abzukürzen, Kräfte und Nerven zu schonen oder einfach Abwechslung hinein zu bringen.
Nach ein wenig Recherche war die Route über die „Via Claudia Augusta“ gesetzt, die leichteste Art über die Alpen zu bekommen, ein bewährter Weg seit über 2.000 Jahren, denn die alten Römer haben diese Handelsroute von Venedig bis nach Augsburg bereits genutzt. Mittlerweile haben die unterschiedlichen Regionen, welche man durchquert, das ehemals römische Wegenetz zu einem Weitwander- und Radwegnetz ausgebaut und für die touristische Infrastruktur gesorgt. Wir sind das Teilstück von Füssen bis nach Trento gefahren und haben dann individuell noch den Weg zum südlichen Gardasee (Sirmione) genommen. Gesamt waren das 338 km und 2.384 Höhenmeter, da wir die zwei Hauptpässe Fern- und Reschenpass mit dem Bus und von Trento südwärts mit dem Zug zurückgelassen haben.
Grundsätzlich gibt es entlang der Strecke genügend Möglichkeiten für Unterkunft und Einkehr, aber da wir im August unterwegs waren und hier die Auslastung der Unterkünfte und die Preise natürlich wegen den Sommerferien deutlich höher sind, haben wir uns dazu entschieden mit dem Zelt zu reisen und auf Campingplätzen zu schlafen. Das bedeutet natürlich deutlich mehr Gewicht, aber auch die Sicherheit immer einen Schlafplatz zu bekommen, denn im Notfall kann man das Zelt auf der Wiese aufstellen. Für uns gab es kaum ein schlimmeres Szenario als von Unterkunft zu Unterkunft tingeln zu müssen, nach einem sowieso langen und anstrengenden Fahrtag.
Zu unserem Gepäck: wir hatten also Zelt, drei Isomatten, zwei Schlafsäcke, Gaskocher und unser Emaillegeschirr dabei, jeder seine Trinkflasche und Besteck. Für jeden gab es einen separaten Drybag für Bekleidung und einen generellen für Regenbekleidung. Natürlich dürfen Werkzeug und Ersatzschläuche für alle Radgrößen nicht fehlen. Wir sind mit unseren Mountainbikes gefahren, Leos Rad hat 20 Zoll Laufräder (wie der Thule Anhänger) und 8 Gänge (die sind zwingend notwenig für Bergfahrten), Casper saß die meiste Zeit auf dem Shotgun 2.0 oder wenn der müde wurde im Hänger. Verstaut haben wir alles in den schönen Gepäcktaschen von Fjällräven an Franzis Rad, Leo und Casper hatten je auch eine kleine Handbar-Tasche und einen Snackbag mit Spielsachen und ich durfte zusätzlich den Thule Cross 2 Fahrradanhänger ziehen. So aufgepackt haben die Räder schon gut Gewicht und es war für uns wahrscheinlich ähnlich anstrengend wie für Leo ohne Gepäck und das war uns auch wichtig, denn so konnten wir gut abschätzen wann man Pausen einlegen muss oder wann es zu viel wurde. Man kann natürlich auch mit E-Bikes unterwegs sein, aber dann ist die Kluft zwischen Eltern und Kinder noch größer.
Bevor wir in die ausführliche Beschreibung der Route gehen, eines vorweg: Egal welches gemeinsame Abenteuer man mit den Kids unternimmt, ob lang oder kurz, es lohnt sich für jeden. Man entdeckt neue Perspektiven, gibt den Jungspunden Selbstvertrauen und bekommt einen besondern Bezug zu Pflanzen, Tieren, der Geologie und dem Wetter. Es war ein sehr besonderes Erlebnis, das wir gemeinsam gemeistert haben und nicht weil die Strecke besonders lang oder schwierig war, sondern weil wir es als Familie, als Team geschafft haben.
Tag 1:
Füssen - Heiterwanger See / 4 Std.(reine Sattelzeit), 23 km, 300 hm
Wir haben uns dazu entschieden die Etappe Kaufbeuren-Füssen mit dem Zug zu fahren, da wir unsere direkte Umgebung mit dem Rad schon gut kennen. Dem Wetter geschuldet steigen wir erst um 12 Uhr in den Zug, dafür sitzen wir trocken um 13 Uhr in Füssen im Sattel. Füssen ist das erste Highlight entlang der Strecke (wir kennen es natürlich schon super gut), die traumhafte Altstadt mit den schönen Altsstadthäusern entlang des türkisfarbenen Lechs und die Burg laden zum flanieren ein. Auf die Via Claudia Augusta stoßen wir beim Lech, dort schlängelt sie sich entlang bis zum Lechfall, an dem es sehr wuselig zugeht. Kaum ein paar Hundert Meter weiter verlassen wir auch schon Deutschland und überqueren die Grenze zu Österreich. Es geht auf einem asphaltierten Fahrradweg am Lech flussaufwärts. Wir lieben diese Gegend und das Mikroklima des Lechs, das uns vegetativ immer stark an Kanada erinnert. Hier wachsen viele kleine Kiefern an einem der letzten Wildflusslandschaften Europas. Hinter Reutte verlassen wir den wunderschönen Fluss und beginnen den Anstieg und für uns die erste kurze Schiebestrecke Richtung Ehrenberg, einer alten Burgruine mit Hängebrücke und diversen touristischen Attraktionen. Was für uns neu, hinter der Burg ist ein wirklich toller Abenteuerspielplatz mit Biergarten, welcher gut auch als Zwischenstopp mit dem Auto in Zukunft genützt werden kann. Dieser erste richtige Anstieg hat uns das Gewicht unseres Gepäcks deutlich vor Augen geführt. Puh! Wir hängen Leo das erste Mal an das Abschleppseil von Kids Ride Shotgun an und motivieren uns alle mit einer Ration M&Ms. Das Gute, jeder Berg hat ein Ende und danach gehts meistens bergab. Wir fahren am heutigen Tag bis an den Heiterwanger See, ein malerischer Bergsee, der über einen Kanal mit dem Plansee verbunden ist. Wir kehren für die erste Nacht am Campingplatz Fischer am See ein und staunen nicht schlecht über die happigen Preise für den Platz auf der Zeltwiese. Für zwei Erwachsene, zwei Kinder und ein Zelt bezahlten wir stolze 67 Euro – irgendwie hatten wir das anders geplant. Trotzdem ist der Platz schön, das Essen im Restaurant gut und der Spielplatz direkt am See eine willkommene Abwechslung für die Kids. Eine wichtige Regel haben wir bei den Fjällräven Classics Germany Anfang des Jahres im Allgäu gelernt: immer erst das Camp aufbauen, denn irgendwann ist man einfach nur erschöpft und möchte sofort ins Bett fallen. Also fix unser Abisko Lite für 3 Personen aufgebaut, die Isomaten aufgepumpt und mit einem großen Bettlaken überzogen (viel gemütlicher so, als direkt auf den Matten zu liegen), Schlafsäcke ausgerollt, Kissenbezüge mit Daunenjacken gestopft und fertig ist das Lager. Die Kids finden es super spannend zu zelten, obwohl wir uns mit dem Platz erst noch arrangieren müssen. Am Abend fängt es dann noch leicht an zu regnen, aber da liegen wir schon träumend und gemütlich in unseren Betten.
Tag 2:
Heiterwanger See - Imst / 4 Std. (reine Sattelzeit), 35 km, 410 hm
Die erste Nacht im Zelt war ausbaufähig, dafür scheint die Sonne und wir packen unseren Gaskocher aus, um unser erstes Frühstück zuzubereiten. Wir haben Porridge in der Packung dabei und Instantkaffee, das macht schnell satt und kann einfach mit warmen Wasser im Emaille Becher zubereitet werden. Gestärkt geht es mit Vorfreude in die zweite Etappe, welche uns stets auf dem Radweg durch das schöne Tal in Richtung Fernpass führt. Wir lassen uns treiben, genießen die Aussicht und das gute Wetter, halten immer mal wieder für Spannendes am Wegesrand, um Beeren zu pflücken oder Schnecken über den Radweg zu retten. Besonders schön ist der Abschnitt zwischen Ehrwald und dem Fernpass, da man hier eine ausgedehnte Auenlandschaft durchquert. Richtung Fernpass nehmen wir noch den kleinen Anstieg bis Biberwier, von wo aus wir mit dem Bus den Fernpass überqueren wollen. Nach ein wenig hin und her und Unklarheiten, wann der Bus überhaupt fährt und ob er uns mit all dem Gepäck (vor allem mit dem Fahrradanhänger) mitnimmt, sitzen wir bald komplett verstaut im Bus nach Nassereith und beide Kinder schlafen direkt ein. Die kurze Fahrt kostet uns 18 Euro und nimmt viel Stress aus der gefürchteten Bergetappe. Von Nassereith fahren wir dann noch ein Stück weiter nach Imst und genießen die vorwiegend im Wald führende Strecke. Auf dem Weg entdecken wir einen unglaublich schönen Waldspielplatz mit Picknicktabel und kurz bevor es nach Imst geht einen wirklich schönen Bergbach in dem laut Einheimischen einige Bieber leben sollen. Leider haben wir nur Enten beobachten können, dennoch eine schöne Unterbrechung vor den letzten Kilometern zum Campingplatz. Kurz vor der Ankunft am Aktiv Camping Imst beginnt es leicht zu regnen – zum Glück erst jetzt. Der Campingplatz ist nichts besonderes, hat aber einen tollen Spielbereich (Indoor) für Kids und ist mit 38 Euro/Nacht auch deutlich günstiger als der gestrige. Während ich das Camp aufbaue, sind die beiden Kinder glücklich über unbekanntes Spielzeug und Lego und da es gerade so gemütlich und harmonisch ist, bestellen wir kurzerhand Pizza zum Abendessen.
Tag 3:
Imst - Prutz / 4 Std., 36 km, 460 hm
In der Nacht hat es wieder geregnet und leider nieselt es immer noch ein wenig, als wir aufstehen. Wir warten noch etwas abwehrend wir im Aufenthaltsraum Porige und Instantkaffee frühstücken. In der Zwischenzeit lässt der Regen nach und wir können nach einem gefassten Platten meinem Rad trocken in den dritten Tag starten. Heute begleiten uns Ritsch und sein Sohn Niko (11), die auch auf der Via Claudia nach Italien unterwegs sind und die wir auf dem Campingplatz kennen gelernt haben. Den Weg zu finden ist wirklich nicht schwer, die Ausschilderung ist perfekt und bald fahren wir den Inn entlang Richtung Landeck. Der Weg führt auf asphaltierten Radwegen und durch kleine Dörfer. Es läuft gut dahin, der Weg ist super eben und die erste Pause legen wir in Zams an einer Sportanlage mit Trampolin für die Kids ein. Sichtlich zufrieden und mit guten Appetit wird die Brotzeit vertilgt, die wir uns eben in einem Supermarkt gekauft haben. Weiter geht es nach Landeck und von dort wellig bergan bis nach Prutz. Der Inn wird immer schmaler und zu einem richtigen Gebirgsbach, der sich wild den Weg ins Tal bahnt. Die Kräfte schwinden schon etwas angesichts der letzten Höhenmeter und genau dann müssen wir eine Zwangspause einlegen, denn Leos Gangschaltung funktioniert nicht mehr. Marius und Ritsch müssen das jetzt selbst in die Hand nehmen, denn wir sind genau in der Mitte zwischen zwei Ortschaften, mindesten 1,5 Stunden in jede Richtung und bis zum nächsten Radelnden, wenn der bis dahin überhaupt noch offen hat. Doch sie schaffen es, die Gangschaltung tut wieder ihren Dienst und wir kommen doch noch gemeinsam am heutigen Ziel an, wo es auch schon wieder beginnt zu regnen. Auch dieser Campingplatz bietet viele Möglichkeiten sich innen aufzuhalten und unsere Sachen zu trocknen, aber kostet uns über 50 Euro, obwohl wir unser Lager auf der Zeltwiese außerhalb des Campingplatzes aufschlagen müssen. Nach Tiefkühlkost vom Campingrestaurant und einer ausgiebigen Dusche gehts dann ab ins Bett.
Tag 4:
Prutz - Nauders / 1,5 Std., 12 km, 100 hm
Die Nacht hat es durchgehend geregnet und die Stimmung ist etwas schlecht am Morgen, denn Franzi hat super schlecht geschlafen. Heute merken wir alle die vergangenen drei Tage im Sattel und sind alle etwas erschöpft, daher geht es schleppend voran. Doch es ist trocken und das Ziel liegt zum greifen nahe: der Reschenpass. Wir werden diesen Pass auch wieder nichts selbst in Angriff nehmen, denn der Reschenpass ist wirklich eine steile und lange Etappe, außerdem fährt man hier durchgehend auf der Straße. Statt ganz bis nach Pfunds zu fahren, steigen wir schon zwei Haltestellen früher in den Bus ein, damit wir sicher gehen können noch Platz für unsere Räder und den Anhänger zu bekommen. Da die Temperatur heute Nacht auf frostige 3 Grad fallen soll und wir wirklich gerne richtig gut schlafen würden, entscheiden wir uns für eine Unterkunft in Nauders. Das großzügige und schön gelegenen Apartment befindet sich im Haus Bergkastellblick und hat zwei Schlafzimmer und eine komplett ausgestattete Küche. Die Kinder finden es super, Casper liebt eh Hotels und so wird alles euphorisch erkundet und inspiziert. Wir waschen hier all unsere Sachen (damit der Kinder) und können unser ganzes Equipment zum trocknen auslegen, richtig gut. Schnell noch was essen und dann zufrieden ins Bett gefallen.
Tag 5:
Nauders - Prad / 4 Std., 41 km, 320 hm
Gut erholt, ausgeschlafen und getrocknet und mit einem überragenden Frühstück mit selbstgerechter Marillenmarmelade, geht es von Nauders ca. 8 km hoch zum Reschenpass. Und auf einmal sind sie da, die Endorphine! Auch wenn wir ein paar Kilometer mit dem Bus gefahren sind, stehen wir voller Glück unter dem Schild „Reschenpass“ und können ein paar Meter weiter das blaue Schild der Landesgrenze zu Italien sehen. Das Gefühl es bis hier geschafft zu haben, ist überwältigend und für unsere Reisebegleiter Niko ist es das allererste mal in Italien. Nach dem Pass ziehen sich noch ein paar wenige Höhenmeter rauf bis man einen Blick auf den Reschensee bekommt und dann ist es wirklich nur mehr bergab. Das obligatorische Bild vom Kirchturm im See wird geschossen und der kurze Regenschauer abgewartet, ehe es das Vinschgau bergab geht. Der Fahrradweg schlängelt sich an einigen Seen entlang und verläuft malerisch auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße. Die Strecke ist einfach traumhaft und auch das Wetter wird schlagartig sehr italienisch. Wir durchqueren viele kleine Dörfer und fahren durch unendliche Apfelfelder. Da es die ganze Zeit bergab geht und Leo regelmäßig die Finger vom Bremsen einschlafen, müssen wir öfters anhalten. Wir machen Mittagspause an einem hübsch gelegenem Waldspielplatz und die Kids toben weiter – wo die nur diese Energie herbekommen!
Am Ende der längsten Etappe bisher kommen wir in Prad am Stilfser Joch an und wollen unseren ersten italienischen Café doppio trinken – den wohl teuersten überhaupt mit 5,20 Euro. Auch der Campingplatz ist wieder kein Schnäppchen, wir zahlen 70 Euro auf der Zeltwiese. An die Preise zur Hauptsaison müssen wir uns noch gewöhnen. Franzi holt noch Pizza von der nahen Pizzeria und die Kinder haben schon wieder den Spielplatz am Campingplatz entdeckt. Satt, glücklich und müde fallen wir ins Bett und bereiten uns auf eine kalte Nacht vor, denn es soll auch wieder auf 5 Grad runter gehen.
Tag 6:
Prad - Naturns / 3,5 Std., 39 km, 124 hm
Wieder erwartend war die Nacht eigentlich nicht wirklich kalt oder zumindest wurde es uns nicht kalt, denn vier kleine Heizkraftwerke im Zelt haben dazu beigetragen. Wir stehen auf und genießen Cappuccino und Cornetto mit warmer Sonne im Gesicht. Das Abbauen des Camps und Zusammenräumen unserer sieben Sachen zieht sich jedesmal ewig hin und wir schaffen es selten vor Hal 11 Uhr auf dem Rad zu sitzen. Wieder alles in den Satteltaschen von Fjällräven und unserem Thule Cross 2 Fahrradanhänger verstaut und weiter geht es durch die endlosen Apfelfelder des Vinschgau. Größtenteils verläuft die Strecke bergab und wir kommen gut voran und so haben wir es bis Mittag auch schon nach Naturns geschafft und treffen dort wieder auf Ritsch und Niko, die am Tag zuvor die Bergabfahrt für einen Vorsprung nutzen wollten. Spontan entscheiden wir uns bei ihnen auf dem Waldcampingplatz zu bleiben, der sowohl preislich (ca. 40 Euro) als auch optisch richtig schön ist. Der Campingplatz wurde uns mehrfach empfohlen und hat ein wirklich nettes Ambiente und neben dem Schwimmbad auch einen wirklich tollen Abenteuerspielplatz mit Panoramablick.
Tag 7:
Naturns - Terlan / 3 Std., 31 km, 40 hm
Wir haben gut geschlafen, tatsächlich gewöhnt man sich mit der Zeit wohl an den wenigen Platz im Zelt, außerdem war es die erste Nacht, in der es weder kalt noch nass war, richtiges Sommercampinggefühl also. Mittelweile sind die Porridge Vorräte aufgegessen, daher müssen wir abends fürsFrühstück einkaufen. Joghurt und Früchte halten eine Nacht ohne Kühlung gut aus und sind eine super Basis für einen anstrengenden Tag. Heut geht es zu unserem heiß ersehnten Etappenziel Meran. Wir lieben diese Stadt im Südtirol, aber mit dem Fahrrad waren wir noch nie hier. Zuerst führt uns die Etappe knapp 20 km weiter durch Apfel- und endlich auch Weinfelder und an der Etsch entlang. Vor wirklich steilen und atemberaubenden Serpentinen machen wir nochmal Halt und genießen den Blick und die Ruhe vor dem Citylife.
Über die Flaniermeile Merans zu fahren und hier aus eigenen Kraft angekommen zu sein, fühlt sich einfach super an und zur Belohnung gibts für alle leckeres Gelato. Wir verweilen in der Stadt und sehen uns eingfach das Treiben an, ja wir genießen einfach. Es fühlt sich wie ein Ankommen an, obwohl wir noch viele Kilometer bis zu unserem eigentlichen Ziel vor uns haben. Es geht weiter und wieder aus der Stadt raus und zum nächsten Campingplatz. Die kommenden 20 km sind wenig spannend, aber weitestgehend eben, wäre da nicht der Gegenwind, der uns das Vorankommen schwer macht. Mit viel Motivation und Abschleppen schaffen wir es aber zum Campingplatz in Terlan, mit der für uns am idyllischsten gelegenen Zeltwiese von allen Plätzen. Generell ist der Platz süß klein und wirkt sehr privat. Auch der Preis war mit 40 Euro völlig in Ordnung. Es gibt einen Teich mit Fischen und Schildkröten, Casper ist hier voll in seinem Element, beobachtet und zeigt jedem was dort schwimmt. Wir kochen zum letzten mal gemeinsam mit unseren Reisebegleitern, denn für sie geht der Weg von hier mit zum Zug zurück nach Nürnberg.
Tag 8:
Terlan - Kurtatsch / 4 Std., 44 km, 150 hm
Nach einer milden Nacht satteln wir die Räder und fahren weiter an der Etsch entlang in Richtung Bozen. Wir folgen dem Radweg weiter nach Trento und die Müdigkeit ist uns allen anzusehen. Leo sehnt sich etwas nach Spielzeit. Und auch wir finden schwer in unsere Motivation rein. Es ist bekannt, dass dieser Abschnitt nicht zu den malerischen gehört, doch aktuell fahren die Züge zwischen Bozen und Trento nicht und daher müssen wir die Etappe radeln und heute sollten es knackige 45 km werden. Der Weg führt zwischen der jetzt sehr breiten Etsch und der Autobahn entlang und wir spüren die Hitze des italienischen Sommers. Angespornt von einem gleichaltrigen Kind findet Leo plötzlich wieder Motivation und fährt uns schier davon. So ein Glück! Wir schlängeln uns zwischen mehr und mehr Weinfelder an der Weinstraße bei Kaltern entlang zu unserem Etappenziel. Der Abstecher auf die Weinstraße ist jedem nur zu empfehlen und unterbricht die etwas monotone via Claudia zwischen Bozen und Trento.Auf Empfehlung eines Freundes fahren wir nach Kurtatsch checken im schönen Camping Obstgarten ein und gehen zum Burschenschank mitten in den Weinbergen zum Abendessen. Wow, nach genau so etwas haben wir gesucht! Wir genießen das traditionelle, leckere Südtiroler Essen in uriger Umgebung. Mittlerweile ist die Temperatur nachts auch alles andere als kühl, so dass wir das Zelt auflassen können.
Tag 9:
Kurtatsch - Trento - mit dem Zug nach Cavaion / 5 Std., 47 km, 230 hm
Heute fühlen wir uns alle sehr motiviert und freuen uns auf die nächsten Kilometer, denn langsam ist das Ziel in Sicht. Wir entschieden uns nicht auf der Via Claudia, sondern entlang der Weinstraße zwischen Weinbergen weiter zu fahren, etwas querfeldein, doch das Abenteuer bringt Abwechslung und Spaß, denn die zweite Hälfte gehts weiter zwischen Etsch und Autobahn und es fehlt der Strecke etwas an Highlights. Die Temperatur steigt stetig macht den Nachmittag zu einem anstrengenden Exkurs. Zusätzlich haben wir heute etwas Zeitdruck, denn wir müssen den letzten Zug in Trento erwischen. Unser Ziel liegt nicht im Norden des Gardasees, sondern im Süden (hier haben wir eine Wohnung aus der Familie) und daher ist unser Weg nochmal 75 km länger udn diese Strecke möchten wir mit dem Zug fahren. Nach einer kurzen Mittagspause geht es also weiter und wir schaffen es den Zug zu erreichen, alle sichtlich müde von Hitze und Fahrt. Doch wir sind glücklich im Zug und alle samt entspannt. Angekommen in Domigliana suchen wir ohne Buchung eine Unterkunft, denn Campingplätze gibt es hier leider keine. Nach langem Suchen werden schon im Dunklen in einer Pizzeria mit Camere fündig und dürfen in einer wundervoll renovierten Jugendstil Villa übernachten. Sie machen extra für uns noch ein Zimmer fertig und wir sind mehr als dankbar untergekommen zu sein. Auch die Preise normalisieren sich hier wieder, denn für Zimmer inklusive Frühstück bezahlen wir 100 Euro. Wir sind mitten im schönen Weinanbaugebiet Vapolicella, genießen ein Glas Wein, Pizza, feiern Leo für die längste je gefahrene Etappe und fallen erschöpft und glücklich ins Bett. Morgen gehts an den Gardasee und an unser Ziel.
Tag 10:
Cavaion - Sirmione / 3,5 Std., 30 km, 250 hm
Ausgeschlafen und aufgeregt starten wir in den letzten Tag unserer Alpenquerung mit Ziel Gardasee. Das typisch italienische Frühstück wird ergänzt auch eine extra Karaffe mit Pfirsichsaft, die die aufmerksame Bedienung den Kinder serviert, da die beiden am Vorabend Pfirsichsaft trinken wollten. Diese Italiener, Einfachs schön! Gut gestärkt geht es gleich weiter, erst muss noch Leos Reifen gewechselt werden, denn nun hat er zu guter letzt noch einen Platten. Bisher verlief die Reise ohne größere Zwischenfälle, 3 Plattfüße und ein kurzer Aufenthalt im Bikeshop. Wir fahren weiter, leider gibt es hier keine Radwege und die 10 km bis zum See müssen wir auf Autostraßen und Feldwegen fahren. Nach knapp einer Stunde erreichen wir bei Lazise den Gardasee und springen vor Freude im Dreieck. In 10 Tagen haben wir es von Füssen hier her geschafft, weitestgehend aus eigenen Kraft! Leo ist geradelt wie ein Weltmeister und Casper ist der glücklichste und entspannteste Beifahrer. Wir genießen das erste Eis am Lago und gehen direkt zum absolut überlaufenen Strand von Lazise, an dem sichdie Touristen, Handtuch stapeln, absolut nichts für uns aber die Kids genießen den Sand und den See. Um 16 Uhr machen wir uns auf den Weg die letzten Kilometer bis nach Sirmione anzupacken. Der Weg führt meist an der sehr frequentierten Seepromende entlang und die letzten 20 km ziehen sich ordentlich. Endlich erreichen wir unser Ziel und unsere Lieblingspizzeria, nach insgesamt 338 km und 2.384 Höhenmetern. Wir sind stolz, glücklich, erleichtert und kaputt.
Fazit:
Wir haben es geschafft und sind tagelang mit unseren Kids auf den Rädern unterwegs gewesen. Es war ein Abenteuer für uns als Familie und hat uns die schöne Gegend intensiver kennenlernen lassen, die wir sonst oft nur aus dem Autofenster sehen. Wir waren drin in der Natur, dem Wetter ausgesetzt und mussten unsere Komfortzone des öfteren verlassen und es war wunderbar wild und schön. Konditionell würde ich behaupten schafft es jeder einigermaßen sportliche Erwachsene und bewegungsbegeisterungsfähige Kind. Mental muss man von definierten Zielen Abstand nehmen und den Weg als Ziel betrachten, mal geht es schneller und mal langsamer voran. Mal muss man mehr motivieren und mal weniger und schlussendlich sollen einfach nur alle eine gut Zeit zusammen haben. Es muss auch nicht gleich über die Alpen gehen, es gibt viele schöne Touren mit unterschiedlichen Längen zum testen und einfahren. Vor allem aber auch das Reisen mit Zelt und das unmittelbare in der Natur sein hat uns gut gefallen.
Also worauf wartet ihr? Einfach losfahren.
Unsere Ausstattung / Packliste:
Camping
- 1x Zelt Fjällräven Abisko Light 3 Personen
- 3x Luftgefüllte Isomatten (Frilufts, Exeed)
- 2x Sommer-Schlafsack (Fjällräven, Salewa)
- 1x Spannbettbezug für die Isomatten
- 2x Kissenbezug (Füllung Daunenjacken)
Fahrradausstattung unserer MTBs
- 2x Gepäckträgertaschen Fjällräven Specialized + Lid Pack (hier haben wir Küche, Essen und z.B. Schuhe verstaut)
- 1x Rahmentasche Fjällräven Specialized für Werkzeug
- 1x Satteltasche Fjällräven Specialized + Dry Bag für das Zelt
- 1x Handle Bar Rack + Bag Fjällräven Specialized (die war an Franzis Bike und hier waren Wertsachen sowie Dinge, auf die man fix zugreifen muss, drin; die Tasche ist easy abzumontieren und wurde überall mithin genommen)
- 2x Handlebar Pocket Fjällräven Specialized (für Dinge der Kinder, Leo hatte seins am Radl)
- 2x Snackbag Fjällräven Specialized (für Dinge der Kinder, Leo hatte seins am Radl)
- Fahrradschloss
- Fahrradbeleuchtung
- Werkzeug, Ersatzschläuche (in jeder Zoll-Größe), Pumpe
- Kids ride Shotgun 2.0 Sitz + Abschleppseil
Transport
- Thule Cross 2 Fahrradanhänger
- Viele beschriftet Drybags (für jeden einen)
Kochen
- Gaskocher
- Unsere Roadtyping Emaille Becher und Geschirr
- Tee, Kaffee, Porridge
- Unser Roadtyping Iso- und Kinderflaschen
- Besteck
Bekleidung
- Fahrradweste
- Radhose /-unterhose
- 2x Merino Shirt
- Langam Hemd/Jacke/Shirt
- Unser Roadtyping Socken
- Handschuhe mit Polster (Gel)
- Helm
- Sportschuhe
- Regenkleidung
- Warmes Fleece oder Daunenjacke (wenig Gewicht und perfekt als Kissenfüllung)
Wir hatten in diesem Fall die neue Kollektion von Fjällräven + Specialized an und können sie sehr empfehlen. Die Kollektion ist richtig lässig geschnitten und in gewohnter Fjällräven Qualität sowie den zurückhaltenden Farben, gepimpt mit der Rad Expertise von Specialized
>>> Zur Kollektion
Sonstiges
- Stirnlampe
- Sonnencreme
- Erste-Hilfe-Set
- Handtuch + Duschsachen
- Badeschlappen
- Unsere Roadtyping Campingdecke (Oberseite zum sitzen, Unterseite als Zeltuntergrund)
Kids
- Spielzeug
- Kartenspiel
- Pixi-Bücher
- Etappengeschenke/medallien (Hupe, Abzeichen etc.)
- Kuscheltiere